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Ein Buchtipp

"Wir waren Kirche inmitten der Armen"
Das Vermächtnis der Christen für den Sozialismus in Chile von 1971-1973
Michael Ramminger, edition itp-kompass 2019
, 476 Seiten

Die Geschichte der Christen für den Sozialismus in Chile von 1971-1973 ist eine weitgehend unbekannte Geschichte, die auch den Anfang der lateinamerikanischen Befreiungstheologie revidiert. Es ist die Geschichte einer Bewegung von Christinnen und Christen, die in chilenischen Armenvierteln lebten und arbeiteten, sich in politischen Parteien und Organisationen engagierten und entschieden die Rolle der katholischen Kirche und eines Christentums kritisierte, die/das auf der Seite der Herrschenden stand, sich aber zugleich als neutral begriff und bezeichnete. Die Geschichte einer Bewegung, die mit dem Putsch gegen die sozialistische Regierung von Salavador Allende auch schon wieder zuende war.
Es waren vor allem junge Ordensleute und Priester, die das Leben und den Kampf der Armgemachten teilten, die miteinander Marx, die Bedeutung der Arbeiterklasse, die Rolle von Religion und Kirche diskutierten und den imperialen Kapitalismus analysierten. Mit dem Putsch wurden die Armen endgültig von ihrer Kirche fallengelassen und von Militär und Geheimdienst verfolgt. Gemeinsam mit ihnen verlor sich ihre Spur auch in der Befreiungstheologie.
Auf der Grundlage von Gesprächen und Originaldokumenten rekonstruiert und erzählt Michael Ramminger ihre Geschichte zum ersten Mal nach - umfassend und enorm spannend zu lesen. Sein Buch ist auch eine (historische) Korrektur der Entstehung der Befreiungstheologie mit brennend-aktuellen Anfragen an ein Christentum, das in tiefer Glaubwürdigkeitskrise steckt.

Zum Autor:
Michael Ramminger, *1960, ist katholischer Theologe und war Schüler von Johann Baptist Metz. Er arbeitet am Institut für Theologie und Politik ITP in Münster und hat eine Gastprofessur an der Päpstlichen Universität Goiania, Brasilien, inne. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Befreiungstheologie und Politische Theologie.